Durch die Novellierung des Sektoralen Raumordnungsprogramms in NÖ 2023 ergab sich in der KEM Region ein Potenzial von bis zu 40 Windkraftanlagen mit einem erneuerbaren Strompotenzial von etwa 650 GWh/a bzw. einem CO2 Einsparpotenzial von rund 150.000 to/a.
Das Projekt Windkraft nahm im Spätsommer/Herbst 2023 seinen Anfang, als das Interesse an Informationen rund um das kontrovers diskutierte Thema in der Region stark zunahm. Im November 2023 wurde die erste Exkursion zum Windpark Munderfing in Oberösterreich organisiert, bei der sich vor allem politische Vertreter einen Eindruck von Windkraftanlagen im Wald verschaffen konnten. Kurz darauf wurde deutlich, dass eine Volksbefragung die einzige Möglichkeit darstellt, die Bevölkerung aktiv in den Entscheidungsprozess einzubinden. Diese fand dann recht kurzfristig bereits Anfang März 2024 statt.
In den wenigen Monaten davor, insbesondere im Dezember, Januar und Februar, wurden in einer Zusammenarbeit aus KEM, den Gemeinden, der WEB Windenergie AG als zukünftiger Betreiber sowie DI Alexander Simader (Experte für Erneuerbare Energie, Bürgeraktivierung und Volksbefragungen) zahlreiche bewusstseinsbildende Maßnahmen parallel durchgeführt: Sechs Exkursionen zu Windparks im Wald mit über 250 Teilnehmer, acht Infoabende mit über 1000 Besucher, Pressearbeit, Pressekonferenzen, Beratungsgespräche, Vernetzungstreffen und mehr. Die W.E.B gibt auf ihrer Website einen Überblick über den aktuellen Stand im Bezirk Waidhofen/Thaya (inkl. Einzeichnung der Windparkzonen).
In der KEM-Region gibt es 5 (mögliche) Windkraftstandorte:
- Predigtstuhl in den Gemeinden Waidhofen/Thaya und Groß Siegharts mit insgesamt 6 Windkraftanlagen (Betreiber WEB Windenergie AG)
- Hardwald in den Gemeinden Thaya und Karlstein/Thaya mit insgesamt 8 Windkraftanlagen (Betreiber WEB Windenergie AG)
- Wild in der KEM-Gemeinden Ludweis-Aigen sowie den Nachbargemeinden Brunn/Wild und Göpfritz/Wild (2 Betreiber: EVN gemeinsam mit WEB Windenergie AG). Hier wurde 2023 Grünes Licht für den Bau von 10 Windkraftanlagen gegeben, nachdem die UVP positiv ausgegangen ist.
- ABGELEHNT: Radlbachwald in der Gemeinde Waidhofen/Thaya-Land mit möglichen 4 Windkraftanlagen
- ZUVOR GESTOPPT: Sieghartsberg in der Gemeinde Groß Siegharts mit Potenzial von 15 Windkraftanlagen. Diesen Standort hat Bgm. Ulrich Achleitner vor der Volksbefragung gestoppt.
Die Volksbefragung am 08. März 2023
Abgestimmt wurde über 18 Windkraftanlagen an 3 Standorten: Predigtstuhl (Waidhofen/Thaya und Groß Siegharts), Hardwald (Thaya und Karlstein) sowie dem Radlbachwald (Waidhofen/Thaya-Land). Hier die Ergebnisse:
Infoabende
- 17.11.2023 im Gemeindezentrum Thaya (Nachlese)
- 26.01.2024 im Stadtsaal Groß Siegharts
- 01.02.2024 in der Volksschule Karlstein/Thaya
- 02.02.2024 im Stadtsaal Waidhofen/Thaya
Exkursionen
- 10.11.2023 nach Munderfing, OÖ (Nachlese)
- 05.01.2024 von Groß Siegharts nach Grafenschlag, NÖ
- 13.01.2024 von Karlstein/Thaya nach Grafenschlag, NÖ
- 26.01.2024 von Thaya nach Grafenschlag, NÖ
- 27.01. und 03.02.2024 von Waidhofen/Thaya nach Grafenschlag, NÖ
Die Pilotregion
Im Jahr 2023 wurden Pläne für die Errichtung von Windkraftanlagen im Bezirk Waidhofen/Thaya entwickelt, bei der die Frage aufgeworfen wurde, wie die Größe der verschiedenen Windparks zwischen den Gemeinden abgestimmt werden sollte und wie die Bevölkerung möglichst gut in diesen Prozess eingebunden werden und wie diese und die gesamte Region am besten von den Windkraftanlagen profitieren können.
Die politischen Vertreter im Bezirk Waidhofen/Thaya haben sich deshalb darauf geeinigt, dass die Vorteile auf die Gemeinden aufgeteilt werden sollen, und deshalb wurde mit den Windkraftbetreibern ausverhandelt, dass die Standortgelder der Windkraftanlagen nicht nur an Grundbesitzer und Standortgemeinde, sondern auch über die Kleinregion Zukunftsraum Thayaland der gesamten Region zugutekommen soll.
Außerdem wurde verhandelt, dass die Bevölkerung in den Standortgemeinde und die Gemeinden bei einer Zustimmung zum Projekt über 10 Jahre vom Windkraftbetreiber, in diesem Fall der WEB Windenergie AG, einen maximalen Strompreis von 11,9 ct/kWh netto zugesichert bekommt (Im Zeitraum von 08.2024 bis 07.2026 wird der Strompreis auf 9,90 ct/kWh netto reduziert). Es kann jederzeit ein anderer Tarif, auch von anderen Anbietern genutzt werden, aber diese Zusicherung wirkt als regionale Strompreisbremse über 10 Jahre in den Standortgemeinden mit 100% Ökostrom.
Mit Inbetriebnahme der Windkraftwerke kann die Energiegemeinschaft im Bezirk bis zu 8% des Windkraftstromes direkt von den Windrädern zu einem fixierten Preis beziehen. Dadurch können alle Gemeinden, also auch die Nachbargemeinden, von den günstigen Windkraftpreisen profitieren. Außerdem können sich auch alle durch Namensaktien oder Anleihen ebenfalls am Windkraftbetreiber beteiligen und auch so von diesen Projekten finanziell profitieren, nachdem die WEB Windenergie AG traditionell eine Bürgerbeteiligungsgesellschaft ist.
Mit der breiten Bürgerbeteiligung, die noch nie so umfassend gemacht wurde, ist der Bezirk Waidhofen/Thaya zu einer Pilotregion der Windkraftbeteiligung und gleichzeitig auch eine Vorzeigeregion zur Diskussion rund um die Windkraftnutzung über dem Wald geworden.
Zeitgleich zu den Verhandlungen und Bemühungen der Gemeinden (KEM Thayaland) initiierte der Unternehmer Thomas Göttinger die Veranstaltungsreihe „Windgespräche“. Damit zeigte er sein zivilgesellschaftliches Engagement und organisierte gemeinsam mit einem engagierten Team Bürgerdialoge, um einen respektvollen und differenzierten Austausch zur regionalen Energieversorgung und -entwicklung zu fördern. Thomas Göttinger reichte dieses Projekt auch für den „Heute for Future Award“ ein – beide Initiativen verfolgten ein gemeinsames Ziel: die Aufklärung der Bevölkerung für die Windkraft in der Region.
Am 10.3.20024 wurden in den Projektgemeinden Volksbefragungen durchgeführt. Im Vorfeld gab es in den Gemeinden zahlreiche Informationstage, Diskussionsrunden und Exkursionen zu bestehenden Windkraftanlagen. Da im Internet und mit Flugzetteln auch zahlreiche FAKE News zur Windkraft verbreitet wurden, hat Fridays for Future Niederösterreich begonnen, über Windkraft aufzuklären. Dafür wurde eine eigene Broschüre mit einem Faktencheck zur Windenergie erarbeitet. Dieser kann im Internet abgerufen werden, wurde aber auch gedruckt für die Menschen im Bezirk zur Verfügung gestellt:
https://fridaysforfuture.at/windkraft-im-waldviertel
Die Gemeinden haben auch Hausbesuche organisiert, um möglichst viele Menschen über die Windkraftprojekte aufzuklären und zahlreiche Unterstützungsinitiativen sind – wie von Fridays for Future Niederösterreich – auch direkt aus der Bevölkerung heraus entstanden und haben zu einer breiten Debatte über die Energiewende geführt.
Bei den Volksbefragungen hat sich die Bevölkerung am 10.3.2024 für insgesamt 13 Windkraftanlagen mit 7,2 MW Leistung in 3 Standortgemeinden ausgesprochen. Damit kann Strom für über 50.000 Haushalte erzeugt werden und damit das Waldviertel ein Stück mehr unabhängig von Energieimporten gemacht werden, während die lokale Bevölkerung von den niedrigen Strompreisen profitiert.
Zusammenfassung der umfassenden Bürgerbeteiligung:
- Standortgelder über die Kleinregion auch für Nachbargemeinden
- Strompreisdeckel für die Bevölkerung in den Standortgemeinden bis 2034
- Strom aus den Windparks für regionale Energiegemeinschaft (auch für die Nachbargemeinden)
- Volksbefragungen über die Standorte der Windkraftwerke
- Beteiligungsmöglichkeit durch Aktien oder Anleihen beim Windkraftbetreiber WEB Windenergie AG ebenfalls möglich