Die Gemeinde Thaya lud ihre Bürgerinnen und Bürger am Freitag, den 17.11.2023 zu einem Informationsabend zur Windkraft in das Gemeindezentrum. Dabei stand das mögliche Projekt im Gemeindegebiet im Vordergrund. Bürgermeister Eduard Köck organisierte eine spannende Diskussionsrunde und scheute auch nicht die Konfrontation mit Windkraftgegnern.
Der mit 180 interessierten Besuchern nahezu vollgefüllte Saal erlebte eine faire Debatte von fünf Diskussionsteilnehmern unter der Moderationsleitung des Klimaschutzexperten Mag. Peter Molnar, SPÖ-Stadtrat der Stadt Krems.
Neben dem Hausherrn Bürgermeister Eduard Köck waren die weiteren Teilnehmer der Podiumsdiskussion WEB-Projektleiter DI Arnold Kainz, DI Friedrich Pichler, Steiermärkischer Bürgermeister und Forstwirt, sowie der Waldviertler Windkraftgegner Michael Moser.
Bürgermeister vertraut der Bevölkerung
Der Abend begann mit einem sehr persönlichen Statement von Bürgermeister Eduard Köck. Dieser betonte, dass Gemeindepolitik eine sehr verantwortliche Tätigkeit ist. Es gehöre zur Arbeit der Gemeindepolitik Projekte im Sinne der Gemeinschaft vorzubereiten und diese auch umzusetzen. Klar ist aber, dass ein Projekt in der Größe der Windkraftanlagen nur im Sinne des Mehrheitswillen umgesetzt wird. Die Bevölkerung von Thaya soll ohne Einflussnahme von außen entscheiden. Dazu wird im kommenden Jahr eine Volksbefragung durchgeführt, zu der alle Hauptwohnsitzer wahlberechtigt sind.
Dabei werde man weder eine Einflussnahme von außen dulden, noch eine unfaire oder gar falsche Informationskampagne.
Der Zweck heilige somit eben nicht die Mittel, wenn Windkraftgegner von außen Falschmeldungen setzen, nur um Desinformation zu streuen, um gezielt eine Anti-Windkraftstimmung in der Bevölkerung zu verursachen.
Bürgermeister Eduard Köck betonte auch, dass Windkraftanlagen in Niederösterreich sehr wohl einen wichtigen Betrag zu den Kommunalbudgets der Gemeinden beitragen können. Wer also Nein zu Windkraftprojekten sagt, der verschließe sich in einem solchen Fall eben auch wichtigen Budgets für kommunale Infrastruktur.
Es mag für einige Bürgerinnen und Bürger nicht wichtig sein, ob den Gemeinden zusätzliche Mittel für den Ausbau von Schul-, Kindergarten- oder anderer wichtiger Infrastruktur fehle. Um in der Zukunft wettbewerbsfähig zu sein, müssen Bürgermeister aber alle Interessen abwägen. Da gehöre die Entwicklung des Gemeindevermögens mit Sicherheit dazu. Das erwarten sich die Wählerinnen und Wähler. „Windkraft spielt hier eben eine wichtige Rolle und das ist eine Tatsache,“ meint Bürgermeister Eduard Köck.
Waldviertler Windkraftgegner würde gerne Grundeigentümer entmachten
Durchaus aufhorchen ließ Michael Moser, bekennender Windkraftgegner, mit der Aussage, dass er Druck auf die Niederösterreichische Landesregierung ausüben will, um die Waldflächen im Bezirk Waidhofen/Thaya aus der selbstbestimmten Nutzung durch die Eigentümer zu nehmen.
Moser ist der festen Überzeugung, dass es ihm gelinge, heimische Böden aufgrund von organisierten Gutachten über ihren Wert für die Biodiversität durch den Naturschutz oder wegen deren historischen Belang durch den Denkmalschutz einer eigenbestimmten Nutzung den Grundstückseigentümern zu entziehen.
„Damit drohe er indirekt allen Waldgrundstückseigentümern im Bezirk mit einer schleichenden Enteignung, und Waldhäusl assistiert ihm dabei“ ist Bürgermeister Eduard Köck überzeugt und meint weiter: „Die Nutzung unserer Wald- und Ackerflächen wird auch zukünftig in der Hand der Grundstückseigentümer liegen! Unsere Landwirte bringen einen wichtigen Betrag zu unserer Versorgung, sowohl bei Nahrungsmittel und zukünftig auch bei Energie!“
Bürgermeister Eduard Köck findet diese indirekte Drohung durch den Obmann der IG Waldviertel völlig inakzeptabel, der man entschieden entgegentreten muss.
Steiermärkischer Bürgermeister berichtet von Windkraft im Wald
Besondere Beachtung fand der Stanzer Bürgermeister Friedrich Pichler, im Hauptberuf diplomierter Forstwirt. Er kann aus eigener Erfahrung berichten, denn es stehen in seiner Heimatgemeinde Stanz im Mürztal insgesamt 23 Windkraftanlagen im Wald.
Mit einem Mindestabstand von nur 800 m zum gewidmeten Wohnbauland sind diese deutlich näher als es in Thaya der Fall sein wird. „Dies liegt daran, dass es in der Steiermark im Gegensatz zu Niederösterreich mit seinen 1.200 m Mindestabstand, gar keine verpflichtende Regelung gibt,“ erzählt DI Pichler. Dabei sind die Erfahrungen der Bevölkerung mit den Windkraftanlagen in Stanz sehr positiv, obwohl man vor deren Errichtung ebenfalls Sorgen hatte.
„Die Bedenken über die Sichtbarkeit oder den Lärm sind nun nach 12 Jahren Betriebszeit wirklich kein Thema bei uns“, berichtet Fritz Pichler: „Alles was wir vor der Errichtung befürchtet hatten, ist nicht eingetroffen.“ Überhaupt scheint es so, dass sich keine der vorgetragenen negativen Folgen der Windkraft bei errichteten Windparks bewahrheitet hätten. Übrig bleibt die Sichtbarkeit und an diese scheint sich die Bevölkerung zu gewöhnen. Dies ist den Windkraftgegnern wenig Trost.
Insgesamt ein informativer Abend in positiver Atmosphäre
Auch wurde der Vortrag von DI Arnold Kainz, WEB-Projektleiter von den Besucherinnen und Besuchern sehr interessiert verfolgt. So wären im Hardwald nun 8 Windkraftanlagen geplant. Man werde seitens der WEB mit der Planung fortfahren, um der Bevölkerung zukünftig ein vollständiges Bild über das Projekt zu ermöglichen. Man erhoffe sich eine Zustimmung der Bevölkerung.
Der WEB liege sehr viel daran, in der Heimat einen Windpark zu errichten, der wohlwollend wahrgenommen und auch angenommen wird. „Wir glauben fest an unsere Mission klimaschonende Energie herzustellen und damit einen Beitrag zu Rettung der Welt zu setzen. Zusätzlich wollen wir gerade bei uns zu Hause beweisen, dass die Region mit der Windkraft leben und von ihr profitieren kann!“ fand der Projektleiter nach der Veranstaltung noch ganz persönliche Worte.
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Fotocredit: Nicole Pop
Von links nach rechts: Michael Moser, DI Friedrich Pichler, Mag. Peter Molnar, Bürgermeister Eduard Köck, DI Arnold Kainz